feedback studio verlag
1971–2010, Köln
© Herrmann und Clärchen Baus
1970 gründeten die Komponisten Johannes Fritsch, Rolf Gehlhaar und David Johnson das Feedback Studio. Ein Jahr später riefen Fritsch und Gehlhaar den Feedback Studio Verlag ins Leben, den Fritsch seit 1975 alleine leitete. Nach Fritschs Tod 2010 wurde der Feedback Studio Verlag aufgelöst. Noch vorrätige Feedback Papers werden nun von der edition johannes fritsch vertrieben (für Bestellungen senden Sie uns eine E-Mail ). Die Feedback Studio CD-Reihe ist bei Cybele Records erhältlich (info@cybele.de). Historische Dokumente wie handschriftliche Noten, Materialbänder, Tonbandaufzeichnungen von Hinterhausmusiken, Korrespondenzen oder historische Apparate können im Johannes-Fritsch-Archiv der Akademie der Künste in Berlin eingesehen werden.
Geschichte und Konzept
Nach monatelanger Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen auf der Weltausstellung ’70 in Osaka fassten die drei Komponisten Johannes Fritsch, Rolf Gehlhaar und David Johnson den Entschluss, sich selbständig zu machen. 1970 riefen sie das Feedback Studio ins Leben, und ein Jahr später gründeten Fritsch und Gehlhaar mit dem Feedback Studio Verlag den ersten deutschen Komponistenverlag. Studio und Verlag befanden sich im Belgischen Viertel in Köln in einem Hinterhaus, wo Fritsch sich 1967 unter dem Dach ein Privatstudio eingerichtet hatte.
Das Hinterhaus
Ein Jahr darauf bezog dort Wolf Vostell sein Atelier und gründete gemeinsam mit Mauricio Kagel, Alfred Feussner, Friedrich W. Heubach und Gabor Altorjay das LABOR e.V. zur interdisziplinären Erforschung akustischer und visueller Ereignisse. Aus diesem Zusammenschluss ging das bekannte KOMBINAT hervor. Später lagerte Kagel im zweiten Stock seine Instrumentensammlung, und Wolfgang Hahn brachte Teile seiner Kunstsammlung im Keller unter, etwa Daniel Spoerris Werk Hahns Abendmahl. In den 1980er Jahren zog das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ, heute LATIBUL) ein, das heute alle Räume des Hinterhauses nutzt.
Alternatives Zentrum für Musik
Sowohl Studio als auch Verlag verstanden sich nicht als ein kommerzielles Unternehmen, sondern vielmehr als eine Künstlerkooperative und ein alternatives Zentrum für Musik.
Der Verlag vertrat bis zu 300 Kompositionen von 20 Komponisten. Sein Programm umfasste neben elektronischen und live-elektronischen Werken, Computerkompositionen und Werken für großes Orchester vor allem Kammermusik der Komponisten Klarenz Barlow, Michael von Biel, Peter Eötvös, Silvio Foretic, Johannes Fritsch, Rolf Gehlhaar, David Johnson, Siegfried Koepf, Joachim Krist, Mesias Maiguashca, Michael Manion, John McGuire, Herbert A. Mitschke, Masahiro Miwa, Harald Muenz, Manfred Niehaus, Michael Ranta, Makoto Shinohara, Volker Staub und Caspar Johannes Walter.
Interkultureller Austausch: Hinterhausmusiken und Weltmusikkongresse
Neben dem Aufnahmestudio und dem Verlagsraum gab es einen kleinen Veranstaltungsraum, in dem die legendären „Hinterhausmusiken“ stattfanden: Diese präsentierten ab 1971 in insgesamt mehr als 150 Veranstaltungen junge Komponisten der Kölner und der internationalen Avantgarde, ebenso wie traditionelle Musik anderer Kulturen (aus Afrika, China, Japan, Indien, Thailand, Mexiko, etc.). Die Hinterhausmusiken boten einen Ort interkultureller Zusammenkunft; viele Vorträge, Workshops und Konzerte wurden in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk realisiert oder von diesem aufgezeichnet. In vier WELTMUSIK-Kongressen (1979, 1982, 1984 und 1986) in Zusammenarbeit mit Peter Ausländer der AG Musik in Ostwestfalen-Lippe wurden in Workshops, Vorträgen und Konzerten im Jugendhof Vlotho außereuropäische Musiktraditionen sowie vergessene Volksmusik aus Europa erlebt und erforscht. Die Vorträge dieser Kongresse sind als Sonderhefte der Feedback Papers erschienen.
Feedback Papers
Die Feedback Papers, insgesamt 46 Hefte bzw. Bücher, dokumentieren in Nachrichten, Informationen, Projektbeschreibungen, Analysen und Aufsätzen nicht nur die Entwicklung des Feedback Studios, sondern geben einen eigenen Blick auf die Geschichte der Neuen Musik, abseits der philharmonischen Hauptwege und etablierten Festivals. Sie sind ein Zeitdokument von herausragender Bedeutung. Die Feedback Papers enthalten Beiträge etwa von Klarenz Barlow, Michael von Biel, Cornelius Cardew, Johannes Fritsch, David Johnson, Siegfried Koepf, Helmut Lachenmann, John McGuire, Oxana Omelchuk, Robert HP Platz, Volker Staub, Kevin Volans, Wolf Vostell, Walter Zimmermann und vielen mehr.
All Feedback Papers sind über die digitale Datenbank RILM (Répertoire International de Littérature Musicale) erhältlich:
Feedback CDs
Die Feedback CD-Reihe enthält neben Werken von Johannes Fritsch Kompositionen von Klarenz Barlow, Michael von Biel, Peter Eötvös, Silvio Foretic, Rolf Gehlhaar, David Johnson, Siegfried Koepf, Mesias Maiguashca, Harald Muenz, John McGuire und anderen.
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